Stephanie movall

Schale Verschalung

Ein Interview vom 15.5.2020


Das KloHäuschen: An welcher Arbeit bist Du grad dran?

Stephanie movall: Am Verschalen der zylinderförmigen Nischen des KloHäuschens, bzw. an der Vorbereitung zur Verschalung, und im Agieren und Sein in diesen Nischen.

 

KH: Was interessiert und begeistert, was berührt Dich daran?

St m: Interesse und Begeisterung? Zuerst war der Konflikt. zwischen ursprünglicher Nutzung als Stehpissoir und zeitweiser Klappe für anonymen männlichen Sex und dem Drang, sich in diesen Nischen des jetzigen KloHäuschens zu verschalen.
Das KloHäuschen zeigt sich mit seiner ursprünglichen Nutzung. Und es ermuntert mit seiner Leichtigkeit den ersten Impulsen zu folgen. Trotz Recherchen und rationalem Sträuben – gerade deswegen.
Mich berühren? Das Material für die Verschalung. Das organische Material Ton berührt mich. In der Stadt umso mehr. Der noch weiche Ton berührt mich, wie manche Orte in der
Natur Tränen fließen lassen. Der Ton berührt den Körper.
Der Körper sinkt in das kühle leicht feuchte Material. Der Körper formt den Ton. Sinkt bis der unnachgiebige Zylinder der
Nische aus Fiberglas und die Auffangschale Widerstand geben.

 

KH: Was ist das Spannende?

St m: Das KloHäuschen lässt das Profane und das Sakrale zugleich zu. Und hebt gar die Trennung zwischen sakral und profan auf. Ist nicht auch das Urinieren auf dem weichen
wohlriechenden Waldboden profan und zutiefst heilig? Auch auf der Schale kann das Wasserlassen sakral sein. (
lächelt verschmitzt)
Nicht, dass ich bewusst sakral gestaltete Räume nicht schätzen würde.

 

KH: Ein weiterer reizvoller Aspekt?

St m: Wie gehen Agierende, Seiende und/oder Sitzende mit der Nische und der Verschalung aus Ton um? Wie entwickeln sie die Form für sich und ihren Körper weiter? Im Themenraum, den ich für Eingeladene gestalte, ist es spannend wie die Gäste agieren bzw. sein werden. Bei genauer Beobachtung in jedem Moment neu.

Stephanie movall

In München 1974 geboren, lebte Stephanie movall in sehr unterschiedlichen Stadtvierteln. Ab 2020 erhält sie die Atelierförderung der Stadt München. Der Körper, das Wesen und die Haltung zeigen sich in ihrer fotografischen Arbeit und in Themenräumen, die sie für Eingeladene gestaltet.

www.stephaniemovall.de