Klaus Erika Dietl

Für Topsy

 

Dietl © VG Bildkunst 2020

Bei Klaus Erika Dietl vom MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE trifft die Bildende Kunst auf Film- und Soundkunst. Der Münchner Künstler schätzt die Splitter im Gewebe und reibt sich am Erzähldiktat. Was tut sich auf, wenn wir es uns – on standby – im Wartezimmer nicht länger bequem machen? Was passiert, wenn wir stattdessen den Raum dahinter betreten, wo sich im nächsten Level „Bilder aus Versehen“ auf einem Seziertisch begegnen?

Klaus Erika Dietl untersucht in seinen filmischen und bildnerischen Projekten, wie sehr männliche Brutalität unsere Unterhaltungsindustrie gestaltet und bespielt. Dabei nimmt er auch am Schicksal der Elefantin Topsy  Anteil. Im Jahr 1903 wurde Topsy in Coney Island von der Filmcrew Thomas Alva Edisons im Kampf um die Vorherrschaft der Stromanbieter öffentlich mit elektrischem Strom hingerichtet und dabei gefilmt. Dieser Film ist in jeder Hinsicht schockierend, besonders auch, weil ihm jede erzählende Rahmung fehlt. Gezeigt wird allein die Tatsache. Seit Jahren arbeitet Klaus Erika Dietl an einer solchen Rahmung für die Elefantin Topsy. Ein nächster Schritt wird sein, die Umrisse eines Elefanten auf den Boden zu zeichnen und auf Textil zu nähen und zwar in der anamorphotischen Verzerrung, die eine Elefantin, von einem Menschen aus gesehen, erfährt. Für das KloHäuschen möchte Klaus Erika Dietl eine handliche Version davon erstellen, am liebsten für alle,die am Schicksal von Topsy Anteil nehmen möchten.

Klaus Erika Dietl

 

Klaus Erika Dietl hat an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in München Malerei und Kunsttheorie studiert. Im Collagieren und Montieren von visuellem und akustischem Material sieht er die Möglichkeit, das vorherrschende Erzähldiktat zu sprengen. Durch das Samplen der Text- und Bildbotschaften und deren Neukombination mit anderem disparatem Material, versucht er eine audiovisuelle Sprache des Intervalls freier Assoziationen zu schaffen. Seit 2012 setzt sich Dietl zunehmend mit dem Bewegtbild auseinander. Dietls erster Langfilm „Das Letzte Loch ist der Mund“ – ein Kunstfilm zur Sprachstruktur der Lüge im Strafvollzug – wurde im Juli 2017 im Münchner Lenbachhaus uraufgeführt.

Neben eigenen Arbeiten setzt Klaus Erika Dietl auch auf den Austausch im Kollektiv. 2009 hat er gemeinsam mit der Münchner Künstlerin Stephanie Müller die fluide Basis MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE ins Leben gerufen. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit Stephanie Müller ist in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von bildnerischen und filmischen Arbeiten entstanden. Im Herbst 2018 waren Dietl und Müller im Zuge der Fachkonferenz „Das Unarchivierbare Archivieren“ zu Gast in der documenta Halle in Kassel, gefolgt von Performances im Münchner Haus der Kunst, im Züricher Schiffbau, im Staatstheater Darmstadt und in der Berliner Akademie der Künste.

Daneben konnten Dietl und Müller im Zuge von Stipendien eine Reihe von Austauschprojekten in Austin (Texas, USA), Birmingham (UK), Bordeaux (Frankreich), Istanbul (Türkei), Lviv (Ukraine) und Zemo Nikosi (Georgien) umsetzen.

Begleitend zu seinen künstlerischen Projekten ist Klaus Erika Dietl auch im universitären Bereich aktiv, u.a. im Auftrag der Universität Salzburg, der HKT Nürtingen, der Goethe Universität Frankfurt a. Main, der HfK Bremen, der LMU München, der TU Illmenau, der Universität für Angewandte Kunst Wien und der  Universität Passau.

Zur Zeit arbeitet Dietl an einem Drehbuch “Für Topsy”, ein Experimentalfilm, der sich mit dem Vergessen und Verschwinden unseres kollektiven Bildgedächtnisses auseinandersetzt.

www.hoelle.media

www.vimeo.com/klauserichdietl

www.okdecay.bandcamp.com

instagram >> @klaus_erika_dietl