Monika Kapfer

Milieu

 

Eine Decke zum Ent-decken

Speziell diese Wolldecke habe ich nie sonderlich gemocht. Durch Zufall ist sie in meinen Besitz gekommen und befindet sich jetzt im Atelier, weil ich sie zuhause nicht haben mag. Trotzdem ist sie so freundlich, mich zuzudecken, wenn mir danach ist. Jetzt, nach Jahren der friedlichen Koexistenz, fällt mir plötzlich auf, dass sie ein interessantes Muster hat: Da gibt es Wellenlinienartiges in der Vertikalen, Gerades in der Horizontalen. Farben wechseln sich mit Schwarz, es gibt reine und mit Schwarz gemischte Farben. Alles ist fest ineinander verwoben, so als würde sich eine Form an der anderen festhalten. Ich entdecke, dass es Bereiche gibt, die sich in verschiedenen Varianten wiederholen.

Einen dieser Bereiche übertrage ich mittels Stempel auf Papier. Dabei vergrößere ich ihn so, dass er die Höhe meines Ateliers ausfüllt.  An den vertikalen, wellenförmigen Rändern schneide ich das Papier in Streifen, die ich versetzt an Wand und Decke befestige. Zwischen Wand und Papierbahnen entsteht ein schmaler Raum.

„We see with our legs.“ Dieses Zitat des Biologen und Philosophen Humberto R. Maturana ist mir schon vor vielen Jahren begegnet, und ich betrachte es als so etwas wie das Motto meiner Arbeit. Für mich bedeutet es, dass wir die Welt (und die Kunst) mit dem ganzen Körper, dem ganzen Da-sein erfahren. Deswegen entwickle ich gerne raumbezogene Installationen – dem Raum, in dem ich mich befinde, von dem ich ein Teil bin, füge ich eine weitere Ebene hinzu, eine zusätzliche vielleicht unerwartete Wirklichkeit. Wenn ich mit dieser in Beziehung trete, kann es passieren, dass sich wiederum ein innerer Raum öffnet…

Monika Kapfer

*1970, Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und der Universidad Complutense de Madrid Facultad de Bellas Artes