Ken Brown

Beets

 

Brown © VG Bildkunst 2020

Ich freue mich über die ewige Frage: Was nun?

Ich habe eine Sprechblase gefunden, die noch nutzlos war, sie wusste nicht wo sie hin wollte oder sollte. Ich auch nicht.

Ich habe die Sprechblase immer wieder gesehen. Manchmal zweimal an einem Tag, und dann drei Tage lang gar nicht.

Ich habe mich darüber immer wieder gefreut, dass die Sprechblase noch da ist, dass sie noch nicht weggeworfen wurde, und auch nicht permanent begraben auf dem etwas unaufgeräumten Schreibtisch.

Einmal habe ich ein missgelungenes Polaroid, (kleinformatig), gefunden, und im gleichen Moment die süße Sprechblase gesehen. Da wusste ich, was passieren muss.

Ich habe die Sprechblase auf das Polaroid geklebt.

Dann am nächsten Tag, oder übernächsten Tag, habe ich die Sprechblase mit Fluorescent Bengal Rot bemalt, weil Fluorescent Bengal Rot einfach geil ist…

Dann am nächsten Tag habe ich ein kleines Stückchen Papier gesehen, auf meinem unaufgeräumten Schreibtisch, auf dem stand: beets
Da wusste ich, warum ich die Blase rot bemalt hatte.

Ich habe dann diesen Fetzen von einer Story von meiner Zeitschrift, the New Yorker, auf das Polaroid geklebt und positioniert, so dass das Wort ‚beets‘ unten, bei der Spitze der Sprechblase, steht.

Das Wort, beets, sagt, „Fluorescent Bengal Rot”.

Oder vielleicht tut das Wort denken. Es denkt pures, scharfes Rot.

Ein Wort kann nicht sprechen, das weiß ich schon.

Aber wenn es sprechen, oder denken, oder furzen, oder überhaupt sich wahrnehmen lassen könnte, würde es vielleicht so aussehen.

Mich freut das ewige Mystery, dass ich nie weiß, was ich machen will. Nee, das freut mich gar nicht, aber die Tatsache, dass während ich mir Sorgen mache und überlege ob ich überhaupt im richtigen Abteil bin, in diesem Leben, jetzt, in dieser Zeit, in dieser Stadt, und ob ich vielleicht was anderes anfangen sollte, plötzlich fällt die Antwort direkt auf meinen Kopf, sticht mir direkt ins Auge. Ich weiß genau, was ich machen soll, jetzt. Ohne Überlegung, it is obvious in dem Moment, was zu machen ist.

Ob das einfach nicht geht, dass ein Wort aus Buchstaben auf Papier, sich ausdrücken kann in Farbe, ohne was sagen zu müssen, das ist eine Frage, die die Kritiker, und die Philosophen, und die Leute die sich mit Metaphysik beschäftigen, beantworten, oder auch nicht.

Ken Brown

 

Born in Texas
In St.Louis aufgewachsen
In New York, 1985 bis 1992
In München 1992 bis jetzt
Ausgestellt in Sammlung Goetz, 2005
Ausgestellt in Galerie Gebrüder, 2008 oder 9
Wieder irgendwann
Künstler Heft, browninthehouse/blindsac mit Christian Hilt ausgebracht von 2008 bis jetzt
Zweiter Wohnsitz in Papaflessa, Messinias, Griechenland
Leading a quiet life in Munich, Germany