Anja Buchheister
Drapes V, 2020
Buchheister © VG Bildkunst 2020
Inventar Inventur
Momentan wandere ich durch mein digitales und physisches Archiv. Ich betrachte, sortiere, werfe weg – und finde in diesem Prozess neue und alte Anknüpfungspunkte. Da sind Kisten und Ordner, in die ich schon lange nicht mehr reingeschaut habe, gefüllt mit Fotos, Zeichnungen, Cut-Out-Material. Ich bin immer wieder überrascht, was da alles drin ist. Zwischendurch vergessene Motive und Objekte, die sich plötzlich wieder ganz präsent anfühlen. Perspektiven, die ich schon vor Jahren eingenommen habe und im Heute wiedererkenne.
Es ist eine Art Inventur, auch wenn ich diesen Begriff eher aus dem Baumarkt kenne. Geschlossen wegen Inventur. Wikipedia: “Inventur (von lateinisch invenire „etwas finden“ oder „auf etwas stoßen“, lateinisch inventarium „Gesamtheit des Gefundenen“; englisch stocktaking) ist im Rechnungswesen die Bestandsaufnahme der Vermögensgegenstände und der Schulden zu einem bestimmten Stichtag.” Sind Schulden in diesem Fall die noch offenen Themen und Projekte? Und die Vermögensgegenstände das, was schon da ist? Kann sein. Ich finde die Wortbedeutung von “invenire” passender. Es geht mir schließlich darum, etwas zu finden, auf etwas zu stoßen – von dem ich vielleicht nicht mehr, aber irgendwie doch, schon immer wusste, dass es da ist.
Was auf diese Weise aufgefunden wurde und (zunächst) bleiben darf, wird im Atelier aufgehängt und ausgelegt und es ergeben sich viele neue Kombinationen. Ich verbinde, falte, schneide aus, collagiere und zeichne, denke nach. Die Installation Drapes V, 2020, die ich bei der KloHäuschen Biennale zeige, ist ein Ergebnis meines Eintauchens in die Inventur.
Anja Buchheister
*1978, lebt und arbeitet in München und Irland. Sie arbeitet in ihren Installationen und Objekten mit Fotografie, Linienzeichnung sowie Techniken des Ausschneidens und Faltens und besiedelt das Spannungsfeld zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.
*1978, lives and works in Munich and Ireland. In her installations and objects, she works with photography, linear drawing as well as techniques like cut-outs and foldings. Thus, she explores the area between two- and three dimensionality.
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