Andrea Unterstraßer
Zeichnung3D
Unterstraßer © VG Bildkunst
Mich interessieren immer wieder Materialien und Möglichkeiten, wo traditionelle Verwendung oder Identität neu definiert werden kann. Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich daher mit Garn aus Papier im Kontext mit der klassischen Zeichnung.
Das Papier wird nun zum Strich, dieser erhebt sich in dreidimensionaler Linie, ragt frei in den Raum und in unterschiedlichen Tonabstufungen nimmt er Bezug auf die Intensität eines Zeichenstriches. Ein fest aufgesetzter Strich erscheint dunkel und kräftig, ein leicht gesetzter ist dagegen zart und hell. Manchmal „zerfasert“ ein Strich des Zeichenstiftes auf stärker strukturiertem Untergrund. Durch die Loslösung des Striches vom Papier mischen sich je nach Beleuchtung Schatten der Linien als neue Striche dazu. Je nach Gusto steht der gleiche immense Reichtum an Motiv-Möglichkeiten zur Verfügung wie in traditionellen Zeichnungen. Alles ist denkbar, von abstrakt bis figurativ, von kleiner Arbeit bis hin zu großer, Tonwerte können ebenso wie bunte Palette gewählt werden. Sogar etwas Vorhandenes kann überzeichnet und zu einer neuen Arbeit weitergeführt werden. Bei meiner Suche stärken mich Arbeiten von Edoardo Chillida und Ellsworth Kelly, Joana Vasconcelos und besonders die soundsuits von Nick Cave. Einige meiner vergangenen Arbeiten entstanden daher auch als partizipative Projekte wie z.B. der „Kunstrasen“. Dann wieder gelangen vorgefundene Materialien aus dem normalen Alltag in den focus und ich nutze oder integriere sie in eine neue Arbeit. Ich kann fast nichts mehr in die Hand nehmen, ohne neue Möglichkeiten abzuwägen.
Neben dem schon lange existierenden Garn aus Papier gibt es mittlerweile auch eine Anzahl Garne aus unerwarteten Materialien wie bspw. Milch. In meinen aktuellen Arbeiten suche ich gerade danach, mit Garn aus ähnlich unerwarteten Materialien zu arbeiten: Stein und Glas. Aus Basalt ist aktuell eine abstrakte kleine Skulptur entstanden: die „Steinstehlen“. In dieser Arbeit wurden vier bleistiftdünne Steinstehlen auf einer runden Holzdose errichtet. Genauso, wie Stein schon oft hochkant aufgestellt tradtitionell zu finden ist. Nur habe ich meine Steinstehlen nicht mit Hammer und Meissel geschlagen, sondern sie schlicht und einfach gestrickt.
Andrea Unterstraßer
Andrea Unterstraßer
(*1966)
Studium freie Malerei an der ADBK München bei Prof. Jürgen Reipka, Meisterschülerin, seit 1999 kontinuierliche Ausstellungstätigkeit, lebt und arbeitet in München seit 2015 künstlerischer Schwerpunkt in Zeichnung/Objekt im Materialmix
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